Bethel im Norden

 
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„Auge um Auge, Zahn um Zahn"

Im Jahr 1965 wurde das Freistätter Freibad eröffnet. Bis dahin lernten Freistätter Kinder und Jugendliche das Schwimmen in einem Badeteich hinter dem Torfwerk, der laut Auskunft von Zeitzeugen "eine moddrige, braune Suppe" gewesen sein soll. Immerhin besaß der Badeteich im Moor jedoch einen Sprungturm, eine Treppe und er wurde regelmäßig gechlort.

Eines Tages erfuhr der Kreis Diepholz von diesem Badeteich und forderte von nun an die Aufsicht durch einen Bademeister. Schließlich sei der Teich öffentlich zugänglich. Die Freistätter wehrten sich dagegen und stellten ihren Status als Anstalt heraus, weswegen der Teich als privat anzusehen sei. Man behalf sich dann damit, dass der Bahnhofswärter gleichzeitig als Bademeister tätig war. Dies führte nun allerdings dazu, dass die Freistätter Kinder, sobald ein Zug einfuhr und der Bademeister verschwinden musste, aus dem Badeteich heraus in die benachbarten Moortümpel sprangen. Das war streng verboten! Um nicht aufzufallen, wuschen sie sich rechtzeitig, bevor der Bademeister zurück kam, im Badeteich wieder sauber.

Mit dem Bau des Freibads im Jahr 1965, finanziert durch die politische Gemeinde Freistatt, professionalisierte sich der Badebetrieb. Aus der ganzen Region kamen Menschen ins Freibad, teilweise wurden sogar Sonderbusse eingesetzt. Doch wie so oft galt auch hier: Des einen Freud ist des anderen Leid.

Für die politische Gemeinde war das Freibad spätestens ab den 1980er-Jahren ein teures Zuschussgeschäft. Die Einnahmen deckten die Ausgaben in keinster Weise, Reparaturen wurden minderwertig ausgeführt und regelmäßig gab es Vandalismus. Dies führte sogar soweit, dass die Versicherung sich irgendwann weigerte, für die Schäden aufzukommen.

Im Jahr 2007 wurde das Freibad dann endgültig geschlossen. Bis heute wird dies von vielen als ein tiefer Einschnitt in der Freistätter Geschichte wahrgenommen. Das Gelände wurde mittlerweile umgestaltet. Nur einzelne Stücke weisen noch auf die alte Funktion als Badeanstalt hin.

Eines dieser Stücke steht im benachbarten Sinnesgarten: Die alte Metallrutsche, die viele Jahre am Nichtschwimmerbecken des Freibads platziert war. Man durfte eigentlich nur aufrecht und im Sitzen hinunterrutschen. Doch wer ganz genau hinschaut, kann am unteren Ende der Rutschfläche noch die Spur eines Schneidezahns erkennen. Das passiert, wenn man sich nicht an die Regeln hält und stattdessen rückwärts und auf dem Bauch hinunterrutscht ... Es sei allen fahrlässig Rutschenden eine Warnung!

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